Zwei Erkenntnisse einer Praktikantin über den Einstieg in die Full Stack Entwicklung

Ulrich Breu
3 min readJan 29, 2021

byteAgenten, Tara, 2021–01

Dieser Tage hört man oft, in welch verlorenen Zeit wir durch Corona leben. Seit Monaten sind Restaurants und Bars geschlossen, kulturelle Angebote quasi nichtexistent. Es ist ein Leben auf Distanz, in dem der wöchentliche Einkauf zum Highlight wird. Gerade vor dem Hintergrund dieser Situation habe ich glücklicherweise ein herausforderndes und spannendes Praktikum gefunden. Pünktlich zum Beginn des Lockdowns Anfang November 2020 fing ich bei den byteAgenten an.
Die ersten Tage in einer neuen Beschäftigung sind wahrscheinlich für jeden aufregend — die neuen Kollegen kennenlernen, sich in das Arbeitsumfeld einfinden und in neue Aufgaben einarbeiten. Meine anfängliche Anspannung verflog aber sehr schnell, denn Arbeitsklima und Kollegen waren von Anfang an mehr als einladend. Ab Tag eins begann mein Lernprozess zu Angular, Spring Boot und mehr. Trotz bestehender Vorkenntnisse in der Webentwicklung war mir Vieles unbekannt. Die Fülle an Neuinformationen führte dazu, dass ich an manchen Tagen bei einem Problem oder einer Aufgabe erst nach Stunden Fortschritte machte. Und schon nach kurzer Zeit bestätigte sich die Erkenntnis, dass Probieren über Studieren geht und mehr als eine leere Floskel ist:
Bereits während der Schulzeit und später auch im Studium lernt und arbeitet man meist recht theoretisch und zumal abseits realer Problemstellungen. Es werden Skripte durchforstet, Fachliteratur entliehen, Definitionen auswendig gelernt und wissenschaftliche Arbeiten verfasst. Natürlich ist der (universitäre) Anspruch ein anderer — so sollen nicht zuletzt fachliche Grundlagenkenntnisse gelegt und das selbstständige Erarbeiten von Inhalten vermittelt werden. Unterbewusst ging ich das Praktikum also zu Beginn recht theoretisch an: Ich sollte mich mit Spring Boot und Angular auseinandersetzen, um später an einem Projekt mitarbeiten zu können. Nun wäre es utopisch anzunehmen, man könne mit einigen grundlegenden Fähigkeiten im Bereich Frontend / Backend sofort in ein bestehendes Projekt einsteigen, weswegen ich zunächst mit der Recherche zu beiden Frameworks begann. Nach einer Zeit der theoretischen Einarbeitung hatte ich jedoch bei Betrachtung des Projekts noch immer das Gefühl, die Funktionsweise der Frameworks kaum zu verstehen. Deshalb wagte ich bald den Schritt ins kalte Wasser und begann meine ersten Zeilen Code zu schreiben. Mit jedem weiteren Tag verstand ich die Zusammenhänge und Funktionsweisen besser und fühlte mich in der Umgebung zunehmend wohler. Trotz wiederkehrender Phasen voller Bugs und Errors gewann ich mehr und mehr an Selbstvertrauen und konnte mit jedem Tag eine Verbesserung bzw. ein Erfolgserlebnis verzeichnen. So folgte nach kurzer Zeit eine weitere Erkenntnis: Aller Anfang ist schwer!
Bereits vor meinem Praktikum hatte ich Erfahrungen in der Webentwicklung sammeln können und neben reinem HTML, CSS, PHP und JavaScript mit Frameworks wie React und Laravel gearbeitet. Trotz dieser Grundlagen stellte die Einarbeitung in zwei so mächtige Frameworks wie Angular und Spring Boot eine Herausforderung für mich dar. Mir wurde erneut vor Augen geführt, wie zeitintensiv der Lernprozess im Bereich der Webentwicklung ist. Das Studium vermittelt meist recht plausible und alltagsbezogene Verfahren / Strukturen / Denkweisen, aber sitzt man tatsächlich vor einem Projekt und soll bestimmte Anforderungen umsetzen, ist das eine komplett andere Sache. Diese Erkenntnis gilt natürlich zunächst ganz Allgemein für jeden Praktikanten, der mit frischem Wissen von der Universität in die Arbeitswelt einsteigt. Aber die Kombination aus verschiedenen Sprachen, Frameworks und Logik in einem Full Stack Projekt hat für mich persönlich dann doch noch einmal eine andere Dimension. Beispielsweise hatte ich Anfangs damit zu kämpfen Daten (korrekt) anzeigen zu können: Anstatt die gewünschten Ergebnisse zu erhalten, wurde das undefined zu meinem täglichen Begleiter. Ich musste mich erst einmal ganz grundlegend damit auseinandersetzen, wie die Kommunikation mit Observables und Subjects bei Angular bzw. RxJS überhaupt funktioniert. Glücklicherweise konnte das Datenproblem schlussendlich u.A. mit Hilfe von Behaviorsubjects gelöst werden.
In jedem Fall kann es zuweilen einschüchtern und ernüchtern, wenn das Ergebnis eines kompletten Arbeitstages nicht mehr als ein paar Zeilen Code sind. Aber hört man, wie viel Erfahrung die meisten bereits besitzen und wie selbstverständlich, vor allem zu Beginn, lange Entwicklungszeiten sind, dann relativiert sich das Ganze. Zudem sind für mich persönlich gerade das Herumtüfteln und die Lösungssuche zwei Gründe, warum die Arbeit so viel Spaß macht.
Insgesamt ziehe ich nach zwölf Wochen ein sehr positives Resümee: Ich habe enorm viel mitnehmen dürfen und wurde dabei von meinen Kollegen unterstützt, an die ich mich immer mit Fragen wenden konnte. Sowohl jedes Problem als auch jedes Erfolgserlebnis waren wichtige Lernfortschritte und das Praktikum war schlussendlich genau das, was ich mir vorgestellt hatte: eine spannende Herausforderung.

--

--